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Magento Strategie Zukunft (Bild: iStock / Montage: netz98)

Deshalb sieht Magentos Marktposition nun besser denn je aus

Mit dem Kauf von Magento durch Adobe entsteht eine neue, spannende Aufstellung im Spielfeld der E-Commerce-Systeme. Diese hat möglicherweise zur Folge, dass einstige Magento-Mitbewerber vom Markt verdrängt werden, Microsoft unter Zugzwang steht und Magento der strahlende Sieger im Enterprise-Segment wird.

 

Wohin geht die Reise von Magento mit Adobe?

Adobe gab im Mai 2018 bekannt, Magento für rund 1,7 Milliarden US-Dollar übernehmen zu wollen. Diese Meldung kam relativ überraschend und schlug dementsprechend wie eine Bombe ein. In unserer FAQ „Adobe kauft Magento: Die wichtigsten Fragen und Antworten“ gaben wir gleich nach der Ankündigung die wichtigsten Informationen zu der Übernahme, in unserem Blog-Beitrag „Das bedeutet der Adobe-Magento-Deal für netz98“ erläuterten wir den Aufkauf aus unserer subjektiven Sichtweise.

Schon wenige Wochen nach dem Announcement war der Deal perfekt: Seit dem 19. Juni 2018 gehört Magento offiziell zu Adobe.

In diesem Beitrag möchten wir genauer auf die Position von Magento als E-Commerce-Lösung eingehen. Hierzu betrachten wir kurz die Entwicklungen der letzten Jahre und die aktuelle Position. Zudem geben wir einen Ausblick: Wohin entwickelt sich der Markt mit E-Commerce- und Onlineshop-Software? Wohin könnte die Reise von Magento dank Adobe gehen?

 

Magentos Positionierung hat sich verändert

2008 erschien Magento 1.0 als Open-Source-Software. Seitdem ist viel geschehen. Es kam unter anderem die kostenpflichtige Magento Enterprise Edition, mit Magento 2 wurde das System auf eine komplett neue Basis gehievt. Zum On-Premises-Angebot folgte die reine Cloud-Variante (Magento Commerce Cloud) und die Magento B2B Edition.

 

Schaubild: Die Entwicklung von Magento im Laufe der letzten 10 Jahre (Bild: netz98)

 

Parallel zu den verschiedenen Releases und Fassungen vollzog sich auch eine Veränderung in der Positionierung. Obwohl Magento mit seiner Open-Source-Fassung bei kleinen Agenturen und Start-ups immer noch sehr beliebt ist, geht die Ausrichtung von Magento als Gesamtes in eine andere Richtung.

Mit Magento Commerce (Cloud) lassen sich komplexe B2C- wie auch B2B-Onlineshops realisieren. Projekte mit dem Fokus auf Multi-/Omnichannel, Cloud und Digitalisierung sind ebenso möglich. Weltweit bekannte Unternehmen wie QSL/Burger King, Liebherr oder SEAT setzen auf Magento, um ihre verschiedenen Ansätze im Digital Commerce bestens zu erfüllen. Magento ist somit mehr als „nur“ eine Shopsoftware, sondern eine umfassende ShopTech- bzw. CommerceTech-Lösung.

Mit seinen vielfältigen Möglichkeiten und seiner Positionierung steht Magento mit Magento Commerce (Cloud) in Konkurrenz mit ähnlichen Enterprise-Produkten. Dazu gehören unter anderem SAP Hybris, IBM Websphere, Oracle NetSuite, Salesforce/Demandware und Digital River.

Dass Magento mit Magento Commerce endgültig im Enterprise-Segment angekommen ist, sehen auch die Marktanalysten so. Gartner stufte Magento 2017 als „Leader“ im „Magic Quadrant for Digital Commerce“ ein, Forrester bezeichnete im gleichen Jahr Magento als „B2B Leader“. Kürzlich wiederholte Gartner seine Einschätzung: Auch 2018 gehört Magento in den Quadranten der besten Angebote für Digital Commerce.

Das bedeutet, Magento ist in den drei Segmenten Start-ups bzw. kleine Unternehmen, Mittelstand und International Enterprise Business bestens positioniert. Für jede Zielgruppe gibt es das passende Angebot.

 

Die Positionierung von Magento im Vergleich zu den Mitbewerbern (Bild: netz98)

Wie passen Magento und Adobe zusammen?

E-Commerce im Jahr 2018 bedeutet, ein System wie Magento wird zunehmend zur Basis einer gesamten Digitalisierungsstrategie von Unternehmen. Adobe weiß das. „Mit Magento als professionelle E-Commerce-Lösung komplettiert Adobe seine Bandbreite an Lösungen“, schreibt t3n. Dieser Aussage stimmen wir voll und ganz zu: Mit Magento kann Adobe ein Rundum-Paket für B2C- und B2B-Unternehmen anbiete – gerade im mittelständischen Segment.

Mit der Integration von Magento in die Adobe Experience Cloud hat Adobe die Möglichkeit, die Online-User bei ihrer Customer Journey von Anfang bis Ende zu begleiten, um daraus wichtige Daten zu gewinnen. Und Erkenntnisse, zum Beispiel für die Weiterentwicklung der eigenen Produkte. „Innovation through Integration“ bezeichnet der IT-Experte Dries Buytaert das Vorgehen von Adobe.

Und was ebenso nicht vergessen werden darf: Mit der Übernahme von Magento sichert sich Adobe große Marktanteile im E-Commerce-Segment. „Je nach betrachtetem Segment kauft sich Adobe mit der Übernahme einen Marktanteil in Deutschland zwischen 17 und 25 Prozent“, schreibt iBusiness. „Neben der Plattform hat sich Adobe damit auch die Zusammenarbeit mit über 300.000 Entwicklern gesichert, die bisher schon in der Magento-Community arbeiten.“

 

Ohne Cloud geht es nicht mehr

Adobe ist viel mehr als nur Photoshop, Illustrator, PDF und Flash. Das börsennotierte Unternehmen hat sehr gut verstanden, dass die Zukunft in der Cloud liegt. Deswegen werden die meisten Tools als SaaS (Software as a Service) angeboten. Den gleichen Weg will auch Magento beschreiten: Magento Commerce ist seit 2017 als Magento Commerce Cloud verfügbar, dieses Angebot wird seit ein paar Monaten mit Hochdruck vorangetrieben.

„Adobe can accelerate Magento’s transformation from licensing business into a cloud business“, meint Dries Buytaert. Die t3n sieht das ähnlich: „Vermutlich wird im Enterprise-Bereich und in der Cloud die tiefere Integration in die Adobe-Welt vorangetrieben“. Das könne in einer „Adobe Commerce Cloud“ münden.

Diesen Meinungen schließen wir uns an. Das Thema Cloud war in Deutschland lange Zeit fast ein No-Go, doch mittlerweile nimmt es Fahrt auf. Unter anderem deswegen, weil der deutsche Datenschutz sich auch bei internationalen Cloud-Anbietern durchsetzt. Ein Thema, das gerade in Zeiten der DSGVO immanent wichtig ist!

Es ist somit davon auszugehen, dass Adobe in naher Zukunft Magento Commerce als Cloud-Lösung massiv pushen wird. Ein Weg, der durchaus Sinn macht. Derart kommen Nutzer automatisch immer in den Genuss der aktuellsten Patches und können zudem ihr Business flexibel skalieren.

 

Magentos zukünftige Position am Markt

Dass Adobe Magento übernahm, ist aus verschiedenen Gründen nachvollziehbar. Einer ist der zunehmende Konkurrenzdruck: IBM, SAP, Salesforce – viele der Mitbewerber von Adobe haben eine ShopTech-Lösung im Portfolio. Durch den Kauf von Magento durch Adobe entsteht aber im besten Fall mehr als lediglich eine Integration. Wenn beide Unternehmen ihre Stärken in einen Topf schmeißen, könne ein „whole new playing field“ (O-Ton DigitalCommerce360.com) entstehen – und das besonders im B2B.

Im E-Commerce-Markt ist das B2C-Geschäft zwar sehr interessant und verzeichnet immer noch Zuwächse, doch im B2B liegt die Zukunft. Der B2B-Markt ist aktuell schon größer als der des B2C und er wird noch viel gewaltiger werden. Und die meisten deutschen Unternehmen wickeln ihrem Business-to-Business-Geschäfte immer noch nicht über E-Commerce-Plattformen ab. Das bedeutet, hier schlummert ein gewaltiges Potential, besonders beim Rückgrat der deutschen Wirtschaft: dem Mittelstand.

 

Der Wettbewerb im Enterprise-Sektor verschärft sich

Magento wird sehr häufig in mittelständischen Unternehmen bzw. Midsize Companys eingesetzt. Adobes Experience Cloud richtet sich vornehmlich an den gehobenen Mittelstand und an Großunternehmen. Zwei Unternehmen, zwei unterschiedliche Positionierungen – das sieht nach einer Win-Win-Situation aus.

Adobe und Magento haben die Möglichkeit, mit maßgeschneiderten Produkten zwei Märkte aufzurollen. Damit könnten sie auch bislang gleichwertige Mitbewerber wie SAP und Salesforce kurz- und mittelfristig abhängen, da diese im mittelständischen B2B eher schwach aufgestellt sind.

Nicht nur auf dieser Ebene wird sich der Konkurrenzkampf im Enterprise-Sektor verschärfen. Big Player wie Microsoft, Facebook und Google besitzen noch keine E-Commerce-Suite. Auch für sie wäre es attraktiv, sich einen Teil vom schnell wachsenden B2B-Commerce-Markt zu sichern. Wie? Durch anorganisches Wachstum.

 

Welche Auswirkungen hat das für kleinere E-Commerce-Lösungen?

Wir sind der festen Überzeugung: Die Schere wird weiter auseinander gehen. Auf der einen Seite wächst der Markt mit Enterprise-Lösungen wie Magento, SAP Hybris oder Salesforce/Demandware. Mit dem Wachstum steigt auch der Konkurrenzkampf, angefeuert durch M&A-Aktivitäten von Microsoft & Co. Auf der anderen Seite wird es für Start-ups und kleine Unternehmen weiterhin Onlineshop-Lösungen geben. Zu ihnen zählen beispielsweise WooCommerce, Shopify, Jimdo oder SUPR.

Auch dazwischen gibt es einen Markt, doch dieser steht von unten (Angebote für kleinere Unternehmen) und oben (Enterprise-Business) unter Druck. Wohin werden sich Shopware, Spryker und dergleichen entwickeln? Oder geraten sie derart in die Mangel, dass sie vom Markt verschwinden? Das wird sich zeigen.

 

Fazit

Der Shoptech- bzw. CommerceTech-Markt ist schon immer in Bewegung gewesen. Durch den Adobe-Magento-Deal kommt erneut ordentlich Schwung rein.

Der Kampf um Marktanteile und Positionen entscheidet auch darüber, wie gut die verschiedenen Shop- und E-Commerce-Systeme für neue technologische Entwicklungen gerüstet sind. Voice Commerce, KI, AR/VR, Big Data, IoT sind nur ein paar – aber extrem wichtige – Bestandteile der Digitalisierung. Mit Magento lassen sich schon heute komplexe Plattformen für die Digitalisierung von Unternehmen realisieren und beispielsweise Sprachassistenten anbinden.

Mit dem Know-how und der Marktmacht von Adobe wird es für Magento sicherlich einfacher, mit den rasanten Entwicklungen Schritt zu halten. Kleineren Mitbewerbern wird bei einigen Themen sicherlich die Puste ausgehen.

 

Bilder: iStock, netz98, Magento

 

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