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Magento Commerce oder Magento Open Source: Der Vergleich

Für Unternehmen, die einen Onlineshop oder eine umfangreiche E-Commerce-Plattform betreiben möchten, bietet Magento zwei Fassungen an: Magento Open Source und Magento Commerce. Was sind die Unterschiede dieser Versionen und warum sollten sich Shopbetreiber im Zweifel gegen eine Budget-Lösung entscheiden? Die Antworten dazu liefern wir hier.

Was unterscheidet Magento Open Source von Magento Commerce?

Als Magento in 2008 die erste Version seiner Shopsoftware veröffentlichte, war diese Open Source und somit kostenlos. Seitdem hat sich viel getan: Das Magento-Portfolio wuchs über die Jahre, es erschienen zahlreiche Versionen und Produkte. Und es gab eine Aufsplittung: Die erfolgreiche E-Commerce-Software steht den Interessenten in zwei Fassungen zur Verfügung.

Die weiterhin kostenlose Variante ist Magento Open Source, die vor der Umbenennung im Jahr 2017 Magento Community Edition hieß. Die umfangreichere und kostenpflichtige Fassung wurde lange Zeit als Magento Enterprise Edition verkauft. Sie taufte man in Magento Commerce um.

Mit der Aufsplittung veränderte sich auch die Positionierung. Viele kleine Agenturen und Start-ups setzen auf Magento Open Source, größere Unternehmen und Konzerne haben Magento Commerce im Einsatz. Ein Grund dafür sind die Kosten: Bei Magento Open Source entstehen für Sie nur Kosten für das Hosting, für spezielle Erweiterungen und gegebenenfalls für die Agentur, die den Onlineshop aufsetzt. Bei Magento Commerce kommen die Lizenzkosten hinzu. Deren Höhe richtet sich nach dem Installationsumfang und dem Umsatz, der mit Ihrem Onlineshop erwirtschaftet wird.

Neben den Kosten gibt es weitaus mehr Differenzierungsmerkmale, die dafür sorgen, dass sich viele mittelständische und große Unternehmen für Magento Commerce entscheiden.

Was beide Magento-Fassungen gemeinsam haben

Magento ist eine äußerst flexible und vielseitige E-Commerce-Software. Sie lässt sich an alle Anforderungen anpassen, zum Beispiel für Fashion-Onlineshops, B2B-Plattformen oder komplexe Projekte für die Digitalisierung von Unternehmen.

Die Software-Architektur und der Code waren schon bei der Magento Community Edition und der Magento Enterprise Edition recht ähnlich, beide basierten auf Magento 1. Magento Open Source und Magento Commerce entstanden aus dem deutlich leistungsstärkeren Magento 2. Der Kern-Code ist bei beiden Fassungen gleich. Auch die Shopstruktur, Kategorien, Produkte, Produktattribute, Preise und dergleichen werden nach dem gleichen Muster abgebildet und verwaltet. Aus diesem Grund finden sich Features wie die Layered Navigation (Filternavigation, die auf den Produktattributen basiert) oder die intelligente Preissteuerung über individuell konfigurierbare Preisregeln in beiden Fassungen.

Zudem lassen sie sich problemlos über APIs mit anderen IT-Systemen verbinden. Dank seinem Service Layer können Sie Magento Open Source und Commerce problemlos an ein PIM anbinden oder in eine SAP-Systemlandschaft integrieren.

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Die Unterschiede auf einen Blick

Das folgende offizielle Schaubild von Magento zeigt die wesentlichen Gemeinsamkeiten und Unterschiede von Magento Open Source und Magento Commerce:

Schaubild Unterschiede Magento Open Source und Magento Commerce (Bild: Magento)
Quelle: magento.com

Die Vorteile von Magento Open Source

Die Open-Source-Lösung hat unbestreitbar einen Vorteil: Sie ist kostenlos. In Verbindung mit den zahlreich erhältlichen Erweiterungen, sogenannten Extensions, über den Magento Marketplace, erhalten Sie ein wirklich günstiges und funktionales Shopsystem. Vorausgesetzt, Sie sind technisch und vor allem im Umgang mit PHP versiert genug, um Ihren Onlineshop an die eigenen Bedürfnisse anzupassen und zu pflegen.

Außerdem gilt es, sich vor der Installation von Extensions über deren Qualität zu informieren. Magento versucht zwar mit seinem kontrollierten Marketplace für Magento-2-Extensions eine hohe Qualität zu gewährleisten, trotzdem sollten Sie sicherheitshalber jede benötigte Extension genau prüfen. Außerdem müssen Extensions von Drittanbietern spätestens ab der Magento-Version 2.4 die PHP-Versionen 7.3 – 7.4 unterstützen.

Kann ein Unternehmen diese beiden Herausforderungen erfüllen, ist die Magento Open Source bei geringen Investitionskosten und hoher Flexibilität für viele E-Commerce-Projekte eine sehr gute Wahl. Gerade für kleine Unternehmen, die gerade erst in den Internethandel starten wollen.

Die Vorteile von Magento Commerce

Die kostenpflichtige Version wurde vor allem entwickelt, um die Ansprüche von größeren Unternehmen abzudecken. Mittlerweile liegt der Fokus von Magento Commerce auch eindeutig mehr auf dem B2B-Sektor. Dafür wurde mit der Magento B2B Edition eigens ein B2B-Funktionspaket entwickelt. Damit spricht Magento besonders den B2B-lastigen Mittelstand in Deutschland an.

Natürlich kann Magento Commerce auch beim Thema Sicherheit mehr leisten, allein dadurch, dass diese Version meist von speziellen Dienstleistern bei der Entwicklung betreut wird. Außerdem bietet Magento Commerce ein eigenständiges CMS-System, was für viele Unternehmen zu einem der größten Argumente gehört, sich für die kostenpflichtige Version des Shopsystems zu entscheiden.

Die Vorzüge von Magento Commerce in einer detaillierten Aufstellung:

Skalierbarkeit

Die Fähigkeit eines Shopsystems, auf unterschiedlich großen Traffic angemessen zu reagieren ist vor allem für größere Unternehmen mit einem stark frequentierten Onlineshop wichtig. Magento Commerce hat die Fähigkeit, basierend gegebenen Lastspitzen entsprechend zu skalieren. Das heißt: Bei unterdurchschnittlich niedrigem Traffic werden auch weniger Ressourcen benötigt und umgekehrt. Möglich macht das unter anderem das Database Splitting. Die

Magento Commerce unterstützt das Database Splitting. Dabei werden Datenpakete in Frontend und Backend aufgeteilt und mehrere Datenbanken gelegt, die dann im Cluster-Betrieb laufen können. Auf diese weise werden nur die Cluster angefragt, die gerade benötigt werden – und das steigert die Geschwindigkeit und Stabilität des Webshops.

Sicherheit

Das Thema Sicherheit wird bei Magento besonders ernst genommen. Mit Magento 2.3 wurde zum Beispiel eine weitere Update-Schleife eingeführt, wodurch das Shopsystem neben den gewöhnlichen Patches auch zusätzlich regelmäßige Sicherheitsverbesserungen zugespielt bekommt.

Magento Commerce hat zudem eine Zertifizierung für das PCI Data Security System (PCI-DSS) und deswegen gegenüber der Open-Source-Version einen erheblichen Vorteil. Außerdem werden Administrationsvorgänge protokolliert und Bestellungen archiviert. Die Administratoren-Rechte können Shopbetreiber für unterschiedliche Seiten steuern. Bei fehlerhaften Änderungen von Seiteninhalten lässt sich ganz unkompliziert ein Backup laden.

Der Magento-Pagebuilder

Guter Content und ordentliches Content-Management gehören zu den Schlüsseldisziplinen für erfolgreichen E-Commerce. Content wird auch als Unterscheidungsmerkmal und aus SEO-Sicht immer wichtiger für Onlineshops. Viele Unternehmen setzen daher auf ein Content-Management-System (CMS), dass es an das Shopsystem anzubinden gilt. Das kann oft mühsam sein und führt zu doppelten Arbeitsaufwänden. Aus diesem Grund hat Magento ein eigenes CMS namens Page Builder entwickelt, das ausschließlich den Kunden von Magento Commerce vorbehalten ist.

Mit dem Page Builder können Shopbetreiber eine Ladingpage in wenigen Klicks erstellen sowie den Content spielend leicht pflegen und ergänzen. Gepaart mit dem Content Staging, einem Tool um Inhalte im Voraus zu planen, lassen sich mit dem Page Builder aufwendige Kampagnen für neue Produkte planen, ohne einen externen Dienstleister engagieren zu müssen.

Die Magento B2B-Edition

Magento bietet generell zahlreiche B2B-Module, auch in der Open Source Version. Allerdings sind diese in Magento Commerce weitaus umfangreicher. Nicht umsonst wurde dazu eigens die Magento B2B Edition ins Leben gerufen, die jedem Kunden von Magento Commerce kostenlos zur Verfügung steht. Dabei handelt sich um ein B2B-Funktionspaket, das mit jedem Magento-Update ständig verbessert und erweitert wird. Die wichtigsten Funktionen im Überblick:

Requisition Lists

Mit diesem Tool können Shopbetreiber Bestelllisten anlegen, die wie ein Warenkorb funktionieren. So lassen sich einzelne Waren verschiedenen Projekten zuordnen. Shopbetreiber, die rein projektorientiert arbeiten, benötigen den normalen Warenkorb nicht mehr.

Company Accounts

Unternehmen, die mehrere verschiedene Kunden beliefern (zum Beispiel Baumärkte) benötigen Firmenprofile für jeden einzelnen dieser Kunden, um bevorzugte Artikel und Zahlungsarten zuweisen zu können. Mit dem Modul Company Accounts ist genau dies möglich.

Quote Request

Kunden können Dank dieses Moduls einzelne Produkte im Warenkorb kommentieren, beispielsweise um nach einem Mengenrabatt zu fragen. Das reduziert die Mitarbeiter-Kosten für den Support auf Seiten des Shopbetreibers enorm.

Order Approval

Dieses Modul wird von vielen Unternehmen, die auf die Magento B2B Edition setzen, bereits häufig eingesetzt. Mit Magento 2.4 hat das Tool eine Erweiterung bekommen:  Die Shopbetreiber können jetzt verschiedene Regeln darauf anwenden, wie zum Beispiel Zugriffsrechte für Käufer, Nachbestellungslimits usw. Ein weiteres Zeichen, das Magento weiterhin eine sehr B2B-lastige Strategie fahren will und ständig neue Funktionen und Erweiterungen für das B2B Paket entwickelt.

Service: Lizenzen, Support und IT-Governance

Sicherlich ließen sich einige der genannten Funktionen von Magento Commerce auch mithilfe von externen Modulen und Services in der Open-Source-Fassung realisieren. Hierfür gibt es aber keine Gewährleistung für Support und Sicherheit. Dies ist ein weiterer Vorteil von Magento Commerce, denn hier ist die Lizenz- und Governance-Situation eindeutig: Die Nutzer können sich auf eine sichere und verbindliche Bereitstellung der Software sowie deren Support verlassen.

Generell bietet Magento Open Source aufgrund der OSL3-Lizenz nicht die gleiche Rechtssicherheit bei Haftung und Gewährleistung wie Magento Commerce. Auch kann sich der Nutzer nicht immer über urheber- und patentrechtliche Probleme und der damit verbundenen Risiken im Klaren sein. Die Einhaltung der komplexen Lizenzbestimmungen obliegt aber dennoch dem Lizenznehmer, also dem Shopbetreiber.

Eine weitere große Herausforderung bei Open-Software-Lizenzen ist das Fehlen eines Supports auf Basis vereinbarter Service Level Agreements (SLA), was vor allem bei der Bereitstellung von Sicherheitspatches und der Integrität der IT-Architektur eine Rolle spielt.

Magento in der Cloud

Gleichgültig, für welche der aktuellen Magento-Fassungen ein Shopbetreiber sich entscheidet: Jede lässt sich auf eigenen Servern (On Premises) oder bei einem Cloud-Anbieter hosten. Mit einer Cloud-Orchestrierung können Sie mit Magento auch ein Multi-Cloud-System aufsetzen.

Da das Thema Cloud im Onlinehandel zunehmend wichtiger wird, gibt es seit 2018 mit der Magento Commerce Cloud auch eine reine Cloud-Fassung des erfolgreichen E-Commerce-Systems. Dieses basiert auf einer AWS-Infrastruktur.

Nachdem Magento im Juni 2018 von Adobe übernommen wurde, kündigte der Mutterkonzern auf dem Adobe Summit 2019 ein weiteres Produkt an: die Adobe Commerce Cloud. Die Adobe Commerce Cloud basiert auf einer speziellen Fassung von Magento Commerce (Magento Commerce Pro) und ist voll in die Adobe Experience Cloud integriert. Hierbei handelt es sich um ein reines Online-Produkt, das sich besonders an Konzerne mit mehreren Hundert Millionen Euro Umsatz pro Jahr richtet.

Die Positionierung von Magento Open Source und Magento Commerce

Positionierung von Magento Open Source, Magento Commerce und der Adobe Commerce Cloud (Bild: netz98)
Quelle: Magento

Langfristige Planung vs. Budget-Lösung

Ein fairer Vergleich, ob nun Magento Open Source oder Magento Commerce die „bessere“ Version ist, lässt sich so sicherlich aufstellen. Dafür ist der Funktionsumfang von Magento Commerce doch bedeutend größer – was sich wiederum in den anfallenden Kosten widerspiegelt.

Grundsätzlich sollten Unternehmen nicht den Fehler begehen, nur auf die Kosten zu blicken. Stattdessen sollten sich die Shopbetreiber Fragen stellen wie: „Was brauche ich für meinen Onlineshop?“, „Welchen Aufwand möchte ich in einen soliden Webshop stecken und lohnen sich dann die Mehrkosten?“.

Die Antworten darauf wird dann die Analyse der verschiedenen Features und Qualitätsaspekte liefern. Sicherheit, Support und Weiterentwicklung ist im Open-Source-Modell eine operative Aufgabe der Nutzer – was sich nur schwer mit dem strategischen Ansatz einer modernen und langfristigen Digitalisierungsstrategie großer Unternehmen vereinbaren lässt. Hier ist die Lizenzierung von Magento Commerce die bessere Wahl.


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Bilder: Magento / netz98

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