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Composable Commerce

Composable Commerce: Eine neue Strategie für Adobe

Das Konzept von monolithischen Systemen für den E-Commerce stirbt langsam vollends aus. Auch Branchenriese Adobe forciert dies mit einem signifikanten Strategiewechsel: Composable Commerce und die MACH-Grundlage sind die Schlagworte der Stunde. Was steckt dahinter und wieso ist das so wichtig? Wir klären es hier.

Fragmentierung als Allzweckwaffe

Auf der Adobe Summit 2022 bot Adobe neben viel Promis und Brimborium auch einen spannenden Einblick in den Strategie-Fahrplan der E-Commerce-Sparte Adobe Commerce. Zunächst lag der Fokus konsequenterweise auf der immer größer werdenden Thematik der Verheiratung von Adobe Commerce mit den restlichen Komponenten der Adobe Experience Cloud.

So stehen auf der Agenda von Adobe weiterhin altbekannte Buzzwords wie Personalized Commerce, Customer Journey und Digital Commerce. Neu hinzugekommen ist der Composable Commerce.

Das klingt zunächst wie eine weitere Wortschöpfung von findigen Marketing-Analysten, ist aber ein komplett durchdachter Ansatz, der bei genauerer Betrachtung sehr tiefgreifend ist. Tiefgreifend insofern, weil es eindrucksvoll aufzeigt, dass Adobe sich viele Gedanken darüber macht, wie zeitgemäß ihr E-Commerce-System noch ist. Denn Composable Commerce ist der Überbegriff für eine Auslese aus verschiedensten Komponenten, die in Kombination eine unschlagbare E-Commerce-Landschaft ergeben, die sämtliche Anforderungen und Markt-Trends abdecken kann und dabei immer zukunftsfähig bleibt.

Der Headless-Ansatz hat es technologisch diesbezüglich schon vorgemacht: Die Aufteilung oder Fragmentierung großer Systeme in die wichtigsten Bestandteile bringt so viele Vorteile und Vereinfachungen, dass kein Player im E-Commerce daran vorbeikommt. Somit ist das Bekenntnis zu Composable Commerce von Adobe ein klares Plädoyer gegen monolithische Systeme – was Adobe Commerce in seiner aktuellen Fassung ja in Teilen noch ist. Alles soll fragmentierter und unabhängiger voneinander agieren. Kein Wunder also, dass Headless ein wesentlicher Bestandteil der Composable Commerce Strategie von Adobe ist. Dazu nachfolgend mehr.

Die MACH-Grundlage

Nun ist Composable Commerce, wie bereits erwähnt, ein Überbegriff, der alles Mögliche beinhalten kann. Adobe hat sich hier aber sehr genau festgelegt und eine Grundlage sowie vier Kerntechnologien und Ansätze deklariert, auf denen zukünftig der Fokus für die Weiterentwicklung von Adobe Commerce liegen soll. Die besagte Grundlage lässt sich in der richtigen Sortierung der Anfangsbuchstaben mit dem schnittigen Namen MACH betiteln:

  • Microservices
  • API-First
  • Cloud
  • Headless

Angesichts dieser vier Technologien wird der zuvor beschriebene Plan von Adobe noch einmal deutlicher.

Composable (Adobe) Commerce

Die neue Version Adobe Commerce 2.4.4 hat bei der Umsetzung dieses umfangreichen Plans schon die ersten Schritte eingeläutet. Dieses Update beinhaltet bereits einige Technologien und Umbauten, die das E-Commerce-System zukünftig weitaus stärker in puncto Anbindbarkeit und Kompatibilität positionieren.

Aber auch das Folgejahr 2023 soll voll und ganz dem Thema Composable Commerce gewidmet werden. Daher macht es Sinn, auf die vier erwähnten Kernthemen noch einmal genauer einzugehen:

Microservices

Monolithische Anwendungsarchitekturen sind große Funktionspakete, die in der Regel nach dem alles-in-einem-Motto strukturiert sind. So können nahezu alle Anforderungen eines Shopbetreibers in nur einem System erfüllt werden, ohne großen Aufwand bei der Zusammenstellung der passenden Tools investieren zu müssen. Allerdings sind solche Monolithen sehr schwerfällig und lassen sich nur umständlich erweitern und auf neue Technologien umstellen.

Im Gegensatz dazu stehen Microservices: Dies sind eigenständig entwickelte Anwendungen, die über die reine Ressourcen-Funktion hinaus spezifische Aufgaben innerhalb eines Systems erfüllen. Ein Beispiel wäre die Produkt Empfehlung bei Adobe Commerce. Allein das ist ein einzelner Microservice.

Der Hauptvorteil von Microservices ist, dass die Entwicklung systemunabhängig geschieht. Das bedeutet, ein spezifischer Microservice kann in jedes beliebige System eingebunden werden – die richtigen Schnittstellen vorausgesetzt. Im Umkehrschluss bedeutet das auch: Ein System, dessen Funktionen sich allein aus Microservices zusammensetzt, ist genau das, was Composable Commerce definieren soll: Fragmentiert, unabhängig, headless. Dieser Aufbau lässt sich natürlich endlos erweitern, daher ist auch Skalierbarkeit ein ganz großer Faktor bei Mircoservices.

Aber auch hier gilt wieder: Grundvoraussetzung sind die richtigen Schnittstellen. Und so wird auch langsam klar, wieso die MACH-Grundlage sich auf genau die vier genannten Kernthemen konzentriert, denn das eine bedingt das andere.

API-first Commerce

Wie bereits erwähnt hat jedes moderne System, welches aus verschiedenen Anwendungen (Microservices) besteht, den Knackpunkt, dass Verbindung und Kommunikation funktionieren müssen. Dies geschieht durch standardisierte Schnittstellen. Für eine umfangreiche Systemarchitektur setzt Adobe logischerweise verstärkt auf den Ausbau des sogenannten API-first Commerce.

Denn APIs werden von Adobe Commerce schon seit einiger Zeit eingesetzt, die bekanntesten Vertreter sind REST, SOAP und GraphQL. Es gilt, diese Technologien und deren Fähigkeiten weiter auszubauen, denn das steigert automatisch auch die Performance und den Funktionsumfang von Adobe Commerce deutlich.

API-first ist in erster Linie eine an Schnittstellendefinitionen orientierte Entwicklung. Das bedeutet das schon bereits vor der Entwicklung festgelegt und dokumentiert ist, wie die Implementierung aussehen wird. Funktionalität, Ein- und Ausgangsdaten und Leistungsfähigkeit – all das ist bereits im Vorfeld definiert. Das gilt dann unter auch für die Benutzeroberfläche, denn die wird ebenfalls entsprechend der API integriert. Dies beschleunigt und vereinfacht die Projektentwicklung enorm. Außerdem haben APIs in dieser Strukturierung die gleichen Vorteile wie Microservices: Es geht vor allem um Flexibilität und eben Skalierbarkeit.

Cloud Hosting

Etwas abseits der beiden zuvor aufgeschlüsselten Technologien steht das Cloud Hosting, das aber nicht minder wichtig in der Strategie von Adobe ist. Grundsätzlich stehen den Shopbetreibern mehrere Varianten zu Verfügung. Entweder ein klassisches Hosting bei einem Managed Service (AWS, Azure, etc.), eine Nutzung der Adobe Commerce Cloud Infrastructure oder aber auch ein von uns (netz98) verwaltetes Cloud Hosting. Im E-Commerce ist Cloud Hosting nicht mehr wegzudenken und ist mittlerweile mit großem Abstand die meistgenutzte Hosting-Variante. Dies ist auch der Grund, warum das Thema Cloud ebenfalls Teil der Grundlage zur Composable Commerce Strategie von Adobe ist.

Natürlich will Adobe vorrangig seinen eigenen Dienst vertreiben, allerdings bieten beide der letztgenannten Varianten die gleichen Vorteile. Beide haben ein Docker-basiertes Setup, sind auf die Verwendung mit Adobe Commerce / Magento optimiert und lassen sich vollautomatisch deployen. Außerdem sind Skalierbarkeit und Stabilität auf dem gleichen Level.

Trotzdem gibt es für Shopbetreiber ebenfalls einige entscheidende Unterschiede zwischen einem netz98-managed Cloud Hosting und der Adobe Commerce Cloud Infrastructure:

  • Ansprechpartner: Entsprechend dem Dienstleitervertrag sind bei uns direkte Ansprechpartner für den Kunden verfügbar, wohingegen bei Adobe zunächst ein Ticket erstellt werden muss, dass durch die Kalifornische Zeitzone von -9 Stunden oft verzögert bearbeitet wird. Das gleiche gilt auch für die allgemeine Projektkommunikation.
  • Individualisierung: Bei netz98 haben wir die Möglichkeit, das Server Setup genau nach den Bedürfnissen der jeweiligen Shopbetreiber anzupassen, bei Adobe sind die Möglichkeiten eingeschränkter.

Headless

Im Prinzip müssen wir diese Technologie gar nicht erst groß erklären, denn der Headless-Ansatz ist das Ding der Stunde im E-Commerce. Dementsprechend gibt es bei uns bereits alle nötigen Informationen. Sei es in einem unserer Blog-Beiträge oder auf unserer dedizierten Landingpage.

Nichtdestotrotz noch einmal die Kernprunkte und Vorteile zu Headless:

Unter Headless oder Headless Commerce wird ein Webshop verstanden, dessen Backend vollständig vom Frontend entkoppelt ist. Die gesamte Business-Logik kann dann durch verschiedene Anwendungen (Stichwort Microservices), die durch Schnittstellen (Stichwort APIs) miteinander verbunden sind, abgebildet werden.

Die Vorteile von Headless sind vielschichtig und weitreichend. Ein paar der wichtigsten wurden von Adobe direkt mit entsprechenden Bezeichnungen benannt.

  • Unified Extensibility Framework
    Durch gleichbleibende Schnittstellen lassen sich schnell und einfach Erweiterungen des bestehenden E-Commerce-Systems umsetzen
  • Out of Process Extensibility
    Erweiterungen werden einfach „angedockt“ – Core-Funktionen des Shops müssen nicht geändert werden, wenn eine Drittanwendung deployed wird
  • Easy Upgrades
    Die Software as a Service-Infrastruktur erlaubt Updates der externen Services, ohne dass die Shop-Anwendung an sich aktualisiert werden muss (keine aufwändigen Adobe Commerce-Updates)

Adobe I/O: Wie wird Composable Commerce umgesetzt?

Die Frage nach dem “Was?“ zur Composable Commerce-Strategie von Adobe wurde nun ausführlich beantwortet, bleibt nur noch eine kurze Klärung der Frage „Wie?“ sich das Ganze umsetzen lässt.

Eine von vielen möglichen Lösungen bietet Adobe selbst: Die eigens entwickelte Middleware Adobe I/O soll als Gateway und Anbindungsstelle für externe Anwendungen dienen. Die Hauptaufgabe von Adobe I/O ist dabei die Datenanpassung und -zusammenführung aller Quellen. Genauer gesagt: Die Middleware übersetzt und konsolidiert die Daten für das Zielsystem für einen optimalen Datenfluss. Natürlich ist die Verwendung von Adobe I/O für Nutzer von Adobe Commerce keine Pflicht, lediglich eine Möglichkeit. Denn genau das ist ja der Zweck von MACH und Compsoable Commerce: Es kann jede beliebige Anwendung angebunden werden, ganz nach den Wünschen des Shopbetreibers.

In der Regel kommen Middlewares immer von Drittanbietern – auch wir haben mit n98-POSTAL® eine performante Lösung im Angebot. Dass mit Adobe der Shopsystem-Hersteller selbst ein passendes Tool entwickelt, ist schon eher neu. Dies ist ein weiteres Zeichen, wie ernst es Adobe mit dem Zukunftsfahrplan für Adobe Commerce meint.

Es stehen also Zeiten des Aufbruchs für Shopbetreiber bevor. Wer bei all diesen Plänen jetzt die Sorge haben sollte, dass sämtliche Features von Adobe Commerce bald nicht mehr funktionieren oder ersetzt werden, sei beruhigt: Alle geplanten Erweiterungen und Ausbauten sind eine Vorbereitung auf zukünftige Anforderungen im E-Commerce und kein Ersatz für bereits vorhandene Funktionen.

Bild: netz98


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Hartwig Göttlicher
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