Home » E-Commerce Trends » Programmatic Printing: Symbiose aus alter und neuer Welt
Programmatic Printing

Programmatic Printing: Symbiose aus alter und neuer Welt

Ein scheinbar altbackenes Werbemittel gelangt ausgerechnet dank der Digitalisierung zu neuer Blüte: Print-Produkte. Im Omnichannel-Marketing mausern sich Briefe, Kataloge und Flyer zu einer festen Größe zur Steigerung der Conversion Rate. Wie E-Commerce-Firmen die Druckerzeugnisse eines Programmatic Printing effektiv für sich nutzen können, zeigen wir im Blogbeitrag.

Customer Data analog verwerten

Viele Online-Kunden kennen es: Sie haben im Webshop ihres Vertrauens etwas bestellt und ein paar Tage nach Erhalt der Ware landet ein Brief oder Flyer des E-Commerce-Unternehmens mit weiteren Angeboten und Aktionen im heimischen Postkasten. In manchen Fällen liegt schon direkt eine Print-Beilage im Paket. Natürlich ist alles personalisiert mit Namen und häufig auch mit Vorschlägen, die zu den eigenen Vorlieben passen. Hier drückt sich ein Trend aus, der nur auf den ersten Blick zurück zur althergebrachten Print-Werbung führt. Tatsächlich ist diese neue Generation an gedruckten Werbemitteln kein Gegensatz zum zeitgemäßen Online-Marketing, sondern in gewisser Weise ein Produkt davon: Marketer machen sich jene Erkenntnisse über einzelne Verbraucher zunutze, die von einer ausgeklügelten Software stammen, mit der heute die digitale Customer Journey analysiert wird.

Der Gedanke dahinter ist, dank Customer Data personalisierte Print-Erzeugnisse als einen weiteren Touchpoint zum Verbraucher im Rahmen des Omnichannel-Marketings zu bedienen. Früher wurden gedruckte Werbemittel wie Kataloge und Prospekte im Gießkannenprinzip an etliche Haushalte in der Hoffnung versendet, dass sich die Empfänger für Angebote daraus interessieren würden. Heute ist ein gezielter Versand mit individualisierten Inhalten möglich. Aus einfachen Print-Mailings werden spezialisierte Werbemittel. Bei diesem sogenannten Programmatic Printing ersetzt ein strategischer, datengetriebener Angang das allgemeine Drucken und Versenden von Print-Werbung. Hinzu kommt, dass gedruckte Werbemittel einen offensichtlichen Vorteil gegenüber digitaler Werbung haben: Sie gehen nicht im hohen „Grundrauschen“ des Internets unter, etwa in überfüllten Mail-Postfächern oder zwischen zahlreichen Werbebannern. Ihnen gehört in dem Moment, in dem sie in die Hand genommen werden, die komplette Aufmerksamkeit. Das liegt schon an ihrer Haptik – was der Mensch selbst anfassen kann, wird intensiver wahrgenommen.

Print-Mailings treiben den Umsatz

In der Tat belegt die CMC Printmailing Studie 2021 des Collaborative Marketing Club in Kooperation mit der Deutschen Post den positiven Effekt von Print-Werbemitteln in mehrfacher Hinsicht: So erreichten die befragten 36 E-Commerce-Firmen mit Print-Mailings eine durchschnittliche Conversion Rate von rund 7 Prozent. Ein guter Wert, wenn man bedenkt, dass viele Fachleute der Branche einen vernünftigen Wert für Websites meist auf etwa 2 bis 5 Prozent taxieren. Auch umsatzmäßig schlägt gedruckte Werbung, laut CMC, positiv zu Buche: Bestandskunden, die darauf reagieren, geben im Durchschnitt 22 Prozent mehr Geld aus als bei vorherigen Käufen, die über den Onlineshop direkt ausgelöst wurden. Zudem gibt die CMC-Studie einen Wert von 1190 Prozent für den Return on Advertising Spend (RoAS) an, was bedeutet, dass jeder in Print-Werbung investierte Euro einen Umsatz von 11,90 Euro generiert.

Eine Wechselwirkung zwischen digitalem und analogem Marketing ist durch die Erhebung ebenfalls deutlich geworden: Mit E-Mails können Onlinehändler ihre Print-Kampagnen gut unterstützen. Erhielten Newsletter-Abonnenten im Vorfeld eines Print-Mailings und im Anschluss eine Mail, die darauf aufmerksam machte, erhöhte sich die Conversion Rate um 15 Prozent. Zugleich stieg auch der Warenkorbwert, immerhin um 2 Prozent. Die größte Wirkung entfalten Print-Mailings, der Studie zufolge, in den ersten zwei Wochen nach dem Versand: Fast 40 Prozent der durch sie ausgelösten Verkäufe werden in dieser Zeit generiert. Jedoch verbleiben offenbar viele der gedruckten Werbemittel länger in den Haushalten der Empfänger und können auch nach Ablauf der 14 Tage noch zu Käufen führen.

Marketing-Automation unterstützt Print-Kampagnen

Angesichts solcher positiven Zahlen kann es sich also für E-Commerce-Anbieter tatsächlich lohnen, Print-Werbung auf Basis digitaler Kundeninformationen durchzuführen. Wichtig ist dabei in jedem Fall, dass dieser zusätzliche Marketing-Kanal nahtlos und mit möglichst geringem Aufwand für ein Unternehmen in die Omnichannel-Strategie integriert werden kann. Hier helfen auf Software-Ebene Systeme zur Marketing-Automation, die sich simpel an die vorhandene IT-Infrastruktur anbinden lassen. Oftmals haben die Anbieter des jeweiligen ERP-Systems ein passendes Angebot im Portfolio.

Setzen Firmen bereits auf eine Digital Experience Platform zur Analyse und Optimierung der Customer Journey, können sie bei vielen Anbietern eine Marketing-Automation-Software als Ergänzung hinzuschalten. Dieses Tool leitet aus den online gesammelten und analysierten Kundendaten Empfehlungen ab, welchen Konsumenten zu welchem Zeitpunkt das passende Print-Produkt zugeschickt werden soll. Hierbei kommt häufig Künstliche Intelligenz zur Unterstützung ins Spiel. Ebenso ermöglicht die Software eine Performance-Analyse der versandten individualisierten Druckerzeugnisse und eine Planung ganzer Print-Kampagnen, bei denen Vordrucke zu bestimmten Themenwelten an Interessenten verschickt werden.

Druckkosten niedrig halten

Um die Kosten für solche Maßnahmen möglichst gering zu halten, müssen Firmen heute nicht mehr auf hochpreisige konventionelle Druckereien setzen. Online-Druckereien sind inzwischen auf Programmatic Printing eingestellt und bieten gerade Kleinen und Mittleren Unternehmen faire Preise und flexible Angebote für ihre passgenauen Print-Werbemittel an. Möchte eine Firma nur sporadisch und in begrenztem Umfang Print-Kampagnen durchführen, kann es sich für sie auch lohnen, eigene Drucker dafür anzuschaffen und die Produktion selbst in die Hand zu nehmen. Dies kann teilweise günstiger sein als geringe Mengen bei Druckereien in Auftrag zu geben. In diesem Fall können Unternehmen dann auch leichter die Möglichkeiten des Real-Time-Prints nutzen: Empfiehlt die Automation-Software eine bestimmte Print-Maßnahme, kann das Werbemittel direkt vor Ort gedruckt und sofort versandt werden. Es landet somit schneller beim Kunden im Briefkasten als wenn es den Umweg über eine Druckerei gehen muss.

Besonders geeignet ist dieses Echtzeitverfahren bei Abbrüchen des Checkout-Prozesses im Onlineshop: Sobald im System ein Kaufabbruch festgestellt wurde, kann der Shopbetreiber dem Kunden zum Beispiel einen passenden Gutschein per Post zusenden und die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass der Kunde seinen Kauf doch noch vollendet. Schließlich belegt die CMC-Studie auch einen hohen Wirkungseffekt ausgedruckter Gutscheine. Letztlich sollten aber bei allen Produktionswegen und aller angestrebten Kosteneffizienz auf hochwertige Druckerzeugnisse gesetzt werden. Nur so kann bei den Verbrauchern ein guter Eindruck erzeugt werden – so leer deren Briefkästen durch die Digitalisierung heutzutage auch immer sein mögen.

Rechtliches und Evaluierung

Ein großer Vorteil von Print-Werbung ist nicht zuletzt, dass ihr Versand zunächst rechtlich unverfänglicher ist als bei digitalen Marketing-Maßnahmen. Das Verschicken von Newslettern beispielsweise erfordert ein Double-Opt-in, bei dem die Konsumenten nach der Registrierung noch einmal separat ihr Einverständnis per Mail geben müssen. Einfache Print-Mailings können Unternehmen dagegen ohne gesonderte Zustimmung verschicken. Erst wenn die Kunden explizit der Print-Werbung widersprechen, wird der Versand unzulässig. Allerdings dürfen Firmen gerade beim Programmatic Printing nicht vergessen, dass die Basis dieses hochindividualisierten Verfahrens letztlich auf denselben rechtlichen Grundlagen beruht wie digitale Werbung. Schließlich baut sie auf den online erhobenen Kundendaten auf.

So erfolgsversprechend die moderne Print-Werbung im Allgemeinen ist – den tatsächlichen Erfolg der Maßnahmen muss natürlich jedes Unternehmen für sich messen. Wie erwähnt, hilft Software dabei, die unterschiedlichen Messgrößen zu analysieren. Auf welchen von ihnen der Schwerpunkt liegen soll, unterscheidet sich je nach Firma und Kampagne. Typisch für Print-Marketing ist jedoch der besagte RoAS, der den Ertrag einer Print-Maßnahme im Verhältnis von Druckkosten zu Umsatz misst. Zudem kann der Monetary Value Score helfen, von dem sich ableiten lässt, welche Konsumenten überhaupt für ein Print-Mailing infrage kommen: Wie hoch ist der gesamte Warenwert eines Kunden? Kauft er häufig etwas, aber für wenig Geld oder seltener und dafür höherpreisig? Je nach Ausgabenhöhe kann sich eine Print-Maßnahme mehr oder minder lohnen, denn eine Erkenntnis aus der CMC-Studie überrascht am Ende kaum: Auch beim modernsten Programmatic Printing sind es kaufkräftigere Bestandskunden, die häufiger darauf anspringen.

Bild: freepik

 

Ihr Kontakt

Hartwig Göttlicher
Hartwig Göttlicher
Head of Business Development
Customer Data Platform: Informationen der Customer Journey vereinen
Customer Data Platform

Wie können Unternehmen etwas aus der Datenflut im E-Commerce machen? Eine CDP hilft, Informationen zu sammeln und effektiv zu nutzen. Read more

E-Mail-Marketing: Mehr Zukunft als gedacht
E-Mail-Marketing

Klassische Mailings wurden schon oft für tot erklärt. Dabei ist die Marketing-Mail an sich wieder lebendig wie eh und je. Read more

Loyalty Programme: Customer Loyalty als Grundvoraussetzung für langfristigen Erfolg
Im Vordergrund ist die Hand eines Mannes rangezoomt. Es ist erkenntlich, dass er ein Hemd trägt und es wird suggeriert, dass es sich um einen Geschäftsmann handelt. Zwischen Daumen und Zeigefinger hält er einen kleinen, lächelnden Smiley mit Herzaugen.

Entdecken Sie das Potenzial der Loyalty Programme für eine optimale Customer Experience. Jetzt mehr erfahren!

Schnellere Integrationen über Adobe App Builder
Einkaufswagen und Technologie-Symbole in schneller Bewegung

Entdecken Sie, wie der Adobe App Builder nahtlose Backoffice-Integrationen ermöglicht. Jetzt informieren und digitale Prozesse optimieren!

Digitale Trends 2024: Adobe Experience Cloud liefert flexible Lösungen
Der Betrachter schaut frontal auf einen Menschen, der an einem Tisch sitzt. Dieser ist so weit rangezoomt, dass man nur einen winzigen Teil des Oberkörpers mit einem blauen Hemd über der Tischkante sieht. Im Vordergrund links ist seine Hand zu sehen, die über einem Smartphone verweilt - bereit zur nächsten Aktion. Mittig im Bild befindet sich ein klassisches Suchfeld, in das "2024 Trends" eingetippt wurde.

Digitale Trends erfordern Anpassungen. Die Adobe Experience Cloud liefert flexible Lösungen für den E-Commerce. Jetzt informieren!

Visuelle Ersatzteilbestellung mit Explosionszeichnung im E-Commerce
Collage aus Bildern, die Beschäftigte unterschiedlicher Branchen bei der Arbeit zeigen.

Entdecken Sie, wie Explosionszeichnungen die Bestellung im B2B E-Commerce vereinfachen und die Kundenzufriedenheit steigern!

Optimierung des E-Commerce-Geschäfts: Warum ein regelmäßiger Shop-Relaunch wichtig ist
Hände über einem Laptop mit Symbolen: Zahnräder, Diagramme, Glühbirne, Lupe

Entdecken Sie, wie ein Shop-Relaunch mit Magento Ihre E-Commerce-Plattform zukunftssicher macht. Strategien für Marke, Technologien & SEO.

Interview: IoT und KI für Serviceportale nutzen
2 Personen auf Hintergrund

Lesen Sie in Teil 2, wie IoT und KI in Kombination mit Serviceportalen das Einkaufserlebnis zukunftsfest machen und Magento als Read more

Über den Autor