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Payment-Trends: Von Offline zu Online und umgekehrt

Deutschland hinkt bei der Digitalisierung hinterher, auch beim Thema Payment. Aktuell entwickeln sich Payment-Trends, die in anderen Ländern schon längst normal sind. Und die Entwicklung geht dabei in verschiedene Richtungen.

Das Zauberwort heißt NFC

Aktuell ist sehr viel Bewegung im Payment-Markt. Online- und Offline-Angebote verschmelzen zunehmend miteinander. Große Online-Unternehmen wollen im Offline-Bereich Fuß fassen und anders herum. Auch bei diesen Payment-Trends spielen mobile Endgeräte wieder eine Schlüsselrolle. Der Nutzungstrend beim Online-Shopping geht in riesigen Schritten zu „Mobile Only“ über.

Das Bezahlen mit dem Smartphone an der Kasse im Einzelhandel – in vielen Ländern schon längst normal – war in Deutschland hingegen sehr lange so gut wie unmöglich. Dabei ist es nur logisch, dass sich diese Technologie durchsetzt. Die Menschen haben ihre Smartphones praktisch immer dabei, das Gewühle im Münzfach entfällt, und es geht schnell und bequem. Aber allmählich tut sich auch auf dem digitalisierungsscheuen deutschen Markt etwas.

Einer der Vorreiter dabei ist Google. Der Internetgigant führte hierzulande im Juni 2018 sein Bezahlsystem „Google Pay“ für Android-Smartphones ein. Dank der NFC-Technologie ist es mit dieser App möglich, über die Bezahlterminals an der Kasse per Smartphone zu bezahlen. Und das kontaktlos, in wenigen Sekunden und sogar ohne Internetverbindung.

Was ist NFC?

Bei NFC (Near Field Communication, zu dt. Nahfeldkommunikation) handelt es sich um eine Übertragungstechnik, die eigentlich schon über zehn Jahre alt ist. Mittels elektromagnetischer Induktion lassen sich Daten übertragen, beispielsweise von einem mobilen Gerät zur Auto-Konsole, elektrische Schlösser, andere Mobilgeräte oder eben an Bezahlterminals. Für letzteres wird die NFC-Technologie überwiegend eingesetzt. Das ist auch der Grund, warum Deutschland nun beim Thema Smartphone-Payment so langsam im Jetzt ankommt.

Payment-Trends mit Luft nach oben

Natürlich hat das Ganze noch einen gewissen Haken, denn viele Banken spielen in Deutschland bei der Entwicklung bisher nicht mit. So kooperiert Google Pay aktuell lediglich mit der Commerzbank und deren Tochter Comdirect. Die deutschen Kunden aller anderen Banken können diese App also bisher noch nicht nutzen.

Ein Grund dafür ist unter anderem, dass viele der großen deutschen Banken im Zuge des Payment-Trends auf Eigenentwicklungen setzen. Die Sparkasse veröffentlichte Ende Juli 2018 unter einem großen Medienecho eine hauseigene App, die das bargeldlose Zahlen ermöglicht. Freilich ist der Dienst nur Sparkassen-Kunden vorbehalten. Vergleichsweise geräuschlos brachte der unmittelbar größte Konkurrent der Sparkasse – der Verbund der Volksbanken/Raiffeisenbanken – Mitte August 2018 ihr Gegenstück auf den Markt. Die App der Genossenschaft unterstützt sogar die sogenannte Express-Zahlung, mit der es möglich ist, Zahlungen zu tätigen, ohne die App vorher öffnen zu müssen. Voraussetzung hierbei ist, dass der Bildschirm des Smartphones an ist.

Ansonsten sind alle Apps für bargeldloses Zahlen an die gleichen Bedingungen geknüpft: Der NFC-Dienst muss auf dem mobilen Gerät eingeschaltet sein und ab einem Betrag von 25 € muss noch zusätzlich die PIN eingegeben werden. Also ist der Mehrwert bei Mobile Payment nur bei geringen Beträgen gegeben und lohnt nur für kleinere Einkäufe im Supermarkt oder im generellen Einzelhandel. Vorausgesetzt, der Markt hat seine Terminals bereits mit NFC-Modulen ausgestattet.

Mobile Payment-App der VR-Bank (Quelle: Play Store, Montage: netz98)
Mobile Payment-App der VR-Bank (Quelle: Play Store, Montage: netz98)

Apple hinkt noch hinterher – Paypal geht den umgekehrten Weg

Wenn man die noch recht kleine Liste der bargeldlos-Apps betrachtet, fällt relativ schnell auf, dass diese ausschließlich für Android verfügbar sind. Apple, seit kurzem der wertvollste Technologie-Konzern der Welt riegelt sein hauseigenes iOS-Betriebssystem rigoros von Drittanbietern ab. So gibt es für iPhones nur Apple Pay, und das wird auch so bleiben. In Deutschland ist der Dienst noch nicht verfügbar, wurde aber für Ende 2018 angekündigt. Bisher sind ein paar Bank-Kooperationen bekannt, die zwei bekanntesten darunter sind die Deutsche Bank und die HypoVereinsbank. Bis es zu einer Veröffentlichung kommt, hinkt Apple auf dem deutschen Markt noch ziemlich hinterher.

Der Internet-Bezahldienst PayPal geht indes einen völlig anderen Weg. Was das Online-Payment betrifft, deckt PayPal bereits alles ab. Also hat sich das US-amerikanische Unternehmen ein Konzept erdacht auch den Offline-Markt zu erobern. In Zusammenarbeit mit dem Kreditkarten-Unternehmen Mastercard wurde in den USA die PayPal-Karte veröffentlicht. Mit dieser können die Kunden im Einzelhandel ihre Einkäufe bezahlen. Der Geldtransfer läuft dabei direkt über PayPal. Der Clou daran: Das Unternehmen verspricht einen 2%-Cashback-Bonus auf jeden Einkauf. Das klingt verlockend, zumal der Payment-Dienst auch in Deutschland ein hohes Ansehen genießt. Leider ist die PayPal-Karte momentan allein in den USA verfügbar. Wann eine Veröffentlichung in anderen Ländern geplant ist, hielt PayPal bisher offen.

Alles dreht sich um die Frage des Nutzens

Payment-Trends wie Mobiles Bezahlen sind auf dem Vormarsch, auch wenn aktuelle Statistiken noch ein anderes Bild prognostizieren. Laut Statista werden in Deutschland 2018 nur 2,2 Millionen Menschen Mobile Payment benutzen. Das klingt im ersten Moment viel, ist aber im Vergleich zu unseren Nachbarn Frankreich (5,7 Mio.) und Großbritannien (12,4 Mio.) noch ein sehr schwacher Schnitt. Immerhin wurde die App der Sparkasse seit ihrer Veröffentlichung schon über 50.000 mal heruntergeladen und hat sich auf Anhieb unter die Top 5 der Android-Finanzapps katapultiert.

Ein Indiz dafür, dass viele Nutzer in Deutschland interessiert und offen sind für neue Payment-Trends. Doch wird dieser Erfolg bis zu einer endgültigen Durchsetzung von Mobile Payment anhalten? Denn alle positiven Beispiele kommen von Banken und ihren Angeboten. Beim Rest des Markts gestaltet sich das ein wenig schwieriger.

Prognose zur Nutzung von Mobile Payment 2018 (Quelle: statista)
Prognose zur Nutzung von Mobile Payment 2018 (Quelle: statista)

Jeder Trend steht und fällt mit der Frage, die grundsätzlich bei jeder Neuheit gestellt wird: „Wo ist der Mehrwert dabei, brauche ich das wirklich?“. Etliche ähnliche Payment-Angebote großer deutscher Konzerne abseits des Bank-Sektors, beispielsweise von Otto oder Mercedes sind gescheitert, weil eben genau diese Frage mit einem klaren „Nein“ beantwortet werden konnte. Trotzdem sollten Unternehmen im Zuge der Digitalisierung – besonders solche die im E-Commerce tätig sind – mobiles Bezahlen nicht grundsätzlich als uninteressant abwiegeln. Vor allem Händler die im Cross-Channel-Sektor bereits Konzepte anbieten, haben zahlreiche Möglichkeiten das mobile Bezahlen für sich zu nutzen. Beispielweise könnten Kunden, die etwas per Click & Collect bestellen, beim Bezahlen per Smartphone Coupon-Boni erhalten. So wäre der gesamte Kaufprozess, von der Bestellung bis zum Checkout, digital, obwohl Teile davon offline ablaufen.

Fazit

Der Vorstoß in Deutschland zum bargeldlosen Bezahlen hat lange genug gedauert. Doch mittlerweile scheint der Knoten geplatzt zu sein, und Payment-Trends wie dieser setzen sich langsam durch. Zwar war Google der Vorreiter in Deutschland, die bisherigen Nutznießer sind aber Banken wie die Sparkasse und die VR-Bank mit ihren hauseigenen Applikationen. Wie sich das weiterentwickelt, hängt von den Banken ab – und der Resonanz ihrer Kunden.

Genauso gestaltet sich die Lage beim Rest des Marktes. Einen erheblichen Anteil des Erfolgs von bargeldlosem Zahlen und Mobile Payment im Allgemeinen hat der Einfallsreichtum der Unternehmen. Nur innovative Konzepte lassen die Kunden einen Mehrwert in Mobile Payment erkennen. Die Potentiale sind hierbei weitestgehend beim Cross-Channel-Marketing am größten. Wenn weitere Konzerne abseits der schon erfolgreichen Banken interessante Angebote hervorbringen, dann werden sich auch die in ihr Bargeld verliebten Deutschen überzeugen lassen.

Bilder: netz98, Statista, Google Play Store, freepik

 

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Hartwig Göttlicher
Hartwig Göttlicher
Head of Business Development
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