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Drohne liefert Paket aus (Bild: freepik)

Können Lieferdrohnen die letzte Meile erobern?

Chance oder ein zu hohes Sicherheitsrisiko? Gerade in Zeiten von Corona boomt der E-Commerce wie kein anderer Markt. Die Nachfrage nach der Möglichkeit eines digitalen Vertriebs steigt und damit auch die von Paketzulieferern. Können Lieferdrohnen den ansteigenden Paketversand kompensieren?

 

Erhöhter Online-Boom sorgt für Lieferschwierigkeiten

Nicht nur Versandriesen wie Amazon, UPS oder DHL bauen derzeit ihre Logistik aus. Viele Unternehmen des stationären Handels nutzen die Chance in der Krise und versuchen über verschiedene Online-Plattformen ihre Produkte zu digitalisieren. So können diese – unabhängig von Ladenöffnungszeiten und einschränkenden Gesetzen – ihre Ware an den Mann bringen. Doch der E-Commerce hat ein großes Problem: Paketdienstleister schaffen es bei der aktuellen Paketflut kaum noch die Ware den Kunden zeitnah auszuliefern.

 

Die Lösung: Fliegende Logistikhelfer?

Logistikdrohnen könnten Abhilfe schaffen. Verschiedene Unternehmen experimentieren seit einigen Jahren damit. Doch noch ist unklar, ob die Fluggeräte in naher Zukunft wirklich im großen Stil Waren ausliefern werden, vor allem auch deshalb, da viele den Lieferdrohnen weiterhin skeptisch gegenüber eingestellt sind. Laut einer aktuellen Studie der YouGov im Auftrag des Verbands unbemannter Luftfahrt weckt das Wort „Drohne“ Unsicherheit und vermehrt negative Assoziationen bei den 2015 Studienteilnehmern. So beschreiben einige der Befragten Drohnen mit den Worten „nervig“ und „laut“ oder schätzen diese sogar als „gefährlich“ ein.

 

Schneller, kosteneffizienter und dazu noch umweltfreundlich

Gegenüber den zunächst negativen Assoziationen der Befragten stehen die Vorteile der Lieferdrohnen. Durch die Verlagerung des Transportweges der Ware in den Luftraum könnten sich die derzeit stark beanspruchten Straßen erholen und gerade in Großstädten Verkehrsengpässe vermieden werden. Das entlastet nicht nur die Umwelt dank weniger Energieverbrauch und Emissionen, sondern optimiert auch die Lieferzeiten. So nehmen Logistikdrohnen die Luftlinie, den schnellsten Weg zu ihrem Ziel, unabhängig vom aktuellen Verkehrsstatus und kurvenreicher Straßenführung. Zudem erreichen die unbemannten Fluggeräte selbst schwer zugängliche Orte problemlos in kürzester Zeit. Außerdem für Unternehmen interessant: Durch die Bedienung von gleich mehreren Lieferdrohnen von nur einer Person könnten Arbeitsplätze und somit auch Kosten eingespart werden.

 

Akzeptanz von unbemannten Flugsystemen wächst

Dass sich die Meinung zum unbemannten Luftverkehr im Wandel befindet, zeigt auch die Gegenüberstellung der beiden repräsentativen Studien des Marktforschungs- und Beratungsinstitutes YouGov. So spricht sich bei der Studie am Anfang des Jahres 2019 für die Management- und Technologieberatung BearingPoint noch über die Hälfte der Deutschen gegen den Einsatz von Lieferdrohnen speziell im städtischen Gebiet aus. Doch die allgemeine Akzeptanz für den Einsatz von zivilen Drohnen steigt. So befürworten laut der repräsentativen Studie der YouGov im Herbst letzten Jahres 44% der Befragten die fliegenden Helfer. Etwa 40% sind gegen den Einsatz der Flugroboter.

 

Angst vor möglichen Risiken

Als Risiken beim Einsatz von Logistikdrohnen bewerten die Befragten vor allem die Gefahr von möglichen Kollisionen im Luftraum und Abstürzen durch technische Defekte in bevölkerungsreichen Gebieten und daraus resultierende Unfälle. Neben einer möglichen Behinderung von Mensch, Tier und Maschine erscheint auch die Wahrscheinlichkeit von eventuellen Beschädigungen der transportierten Sendungen als hoch. Auch die Störung des Betriebs von zivilen Flugzeugen sehen die Studienteilnehmer als sehr wahrscheinlich an, genauso wie ein Missbrauch der Lieferdrohnen zur Überwachung und Spionage und damit einen Eingriff in die Privatsphäre. Zudem wird befürchtet, dass durch die Drohnenlieferung Straftaten wie Schmuggel oder Diebstahl begünstigt werden könnten. Eine erhöhte Gefahr von Terroranschlägen mittels Logistikdrohnen befürchten ebenfalls 41% der Befragten.

 

Stadt, Land, Drohne

Die größten Bedenken gelten allerdings vor allem für den Einsatz von Lieferdrohnen in Städten, auch wenn diese hier zu einer Entlastung des Straßenverkehrs und Eingrenzung umweltbelastender Emissionen beitragen könnten. So sorgt der sich steigernde Paketversand gerade in Innenstädten für Verkehrsprobleme und eine erhöhte Abgasbelastung. Speziell im städtischen Gebiet werden die Risiken und Gefahren der alternativen Paketzustellung jedoch höher eingeschätzt als ihr Nutzen. Bei der Auslieferung auf dem Land sieht man dem Einsatz der Lieferdrohnen weitaus wohlgesonnener entgegen. Hier könnten die unbemannten Fluggeräte sehr gut weit entlegene oder dünn besiedelte Landstriche und kleinere Siedlungen versorgen, die Lieferdienste bisher vor logistische Herausforderungen stellen. Neben der kommerziellen Nutzung können die Logistikdrohnen zusätzlich zur Belieferung von Medikamenten und lebenswichtigen Ressourcen wie Blutspenden oder Organen in Katastrophengebieten eingesetzt werden und bei Hilfseinsätzen wie Naturkatastrophen die bemannten Fahrzeuge wie Helikopter von Armee, Polizei und Feuerwehr unterstützen.

 

Schaubild Einsatz von Lieferdrohnen
Befürwortung von Lieferdrohnen in der Stadt und auf dem Land

Alles Gute kommt von oben?

Ob die Drohnen-Lieferung weltweit zu einer gängigen Zustellalternative wird, entscheidet sich wohl in naher Zukunft. Denn auch wenn Großunternehmen an verschiedenen Technologien tüfteln und sich Patente sichern, gehen Experten davon aus, dass der großflächige Versand weiterhin relativ bodenständig bleiben und sich viel mehr auf stark zeitkritische Zwecke konzentrieren wird. Um die zukunftsversierte Technologie in die Luft zu bringen und für den Standort Deutschland zu nutzen, müssen von der Politik die rechtlichen Rahmenbedingungen und die benötigte Infrastruktur geschaffen werden. Denn nur mit einheitlichen und vertrauensstiftenden Sicherheitsmaßnahmen kann auch die Akzeptanz für autonome Luftfahrzeuge weiter in der Bevölkerung ausgebaut werden.

 

Bilder: freepik, AlfazetChronicles, elenabs, grmarc – istockphoto.com

 

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Hartwig Göttlicher
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